Heft 1: Von Schablonen-Aufgaben, Kurzsignalen und N-Triäthyl-borazan

I. Wer im Jahr 2021 den allerersten Perry Rhodan-Heftroman in die Hand nimmt, trifft auf einen Sprachduktus, der sich jedem Kurs in Creative Writing verweigert. Karl-Herbert Scheer pflegte ein präzises und kristallklares Deutsch. Angst vor Adjektiven hatte er auch nicht. Mir hat das immer schon – ich kenne das Heft ja seitdem ich den ersten Silberband vor rund 20 Jahren gelesen hatte – sehr gut gefallen. Es liest sich süffig und das technisch Geschliffene der Scheerschen Sätze passt exakt zur Handlung. Der Start der STARDUST am 19. Juni 1971 zum Mond ist nicht zuletzt ein militärisches Unternehmen (der Begriff Unternehmen ist ja aus der Militärgeschichte bekannt). Die bemannte Mondlandung der 4 amerikanischen Risikopiloten kann, und das ist jederzeit klar, immer auch von anderen Mächten (Asiatische Föderation) angefochten werden.

II. Für mich war es immer schon spannend, dass die Handlung 1971 spielt. Es gibt hier nämlich eine doppelte Alteritätserfahrung von Science-Fiction und Retrofuturismus. Wie hat man sich 1961 die Zukunft vorgestellt? Ganz anders als man es heute tun würde. Man kann hier Zukunft und Vergangenheit gleichzeitig entdecken. Es ist ein bißchen wie mit den alten Bond-Streifen. Sie haben einfach ihren eigenen Charme, sind nicht noch nicht dem Zeitgeist angepasst  und wirken deshalb subversiv und unbekümmert.

III. KHS legt hier einen zeitlosen Serienanfang vor. Sprachlich besonders gelungen ist der Einstieg: Zentrale-Hauptbunker, Schiffselektronik, Hauptautomaten, Routinen und Schablonen-Aufgaben. Scheer geht hemdsärmelig vor und zeichnet schnörkellos ein Setting, welches mich direkt packt. Gut dargestellt ist auch, dass Perry, Bully, Flipp und Manoli der Technik immer auch ausgeliefert sind. Sie müssen einiges aushalten beim Start, inklusive Biss auf die Zunge. Die Maschinerie der STARDUST, so scheint es, kann ihnen jederzeit im die Ohren fliegen. Auf dem Mond schließlich erleben sie ein gespenstisches Licht, einen übergangslosen Schatten und eine erbarmungslose Sonne.

IV. Unternehmen „Stardust“ habe ich schon im Silberband, in der 3. und der 5. Auflage gelesen. Der erste Perry wird mit dem zeitlichen Abstand immer noch besser, weil er einfach gut geschrieben ist. Gerade die Erfahrung der Verlorenheit im großen weiten All wird gut eingefangen, vor allem durch die kurzen Andeutungen zum Großen Imperium und den anderen Machtfaktoren in der Milchstraße.

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